20 April 2007

gestatten: schicklgruber

Es ist schon eine Weile her, da las ich in der Welt-Online, Niedersachsens SPD will diesem Herrn Schicklgruber alias Hitler posthum die deutsche Staatsangehörigkeit aberkennen. Gute Idee, dann war es jedenfalls kein Deutscher mehr, der uns die Suppe versalzen hat. Ungeahnte Möglichkeiten tun sich auf. Ein Ausländer an der Spitze der unwissenden, vom Charme des Kunstmalers aus Österreich überwältigten Küchenbrigade, die einer Generation und allen nachfolgenden den Brei verdorben hat. Was soll denn eine solche Aktion bewirken? Den Geist dieser Zeit in den Köpfen der Neonazis verwirren? Wir distanzieren uns empört, dass so einer ein deutscher Beamter werden konnte? Da wüsste ich noch einige, denen man posthum den Beamtenstatus aberkennen könnte. Einem gewissen Marinerichter zum Beispiel. Aber auch hier, was soll das?
Schafft die Bedingungen, dass sich diese Verbrecher nicht wieder austoben und ungehindert aufmarschieren können. Fördert die Demokratie, seid Vorbilder und schaut hin, was auf den Straßen passiert, schaut auf die jüdischen Friedhöfe, baut keine Monumente der Betroffenheit, sondern malt auf die Straßenschilder: In dieser Straße wohnten vor noch nicht langer Zeit 10, 20, 50 oder mehr Juden.

Und fragt nicht die lächelnden Chauffeure und die Sekretärinnen, wie sie den Führer erlebt haben, sondern wie sie sich selbst dabei erlebt haben. Lasst sie nicht länger lächeln mit ihrem Ich-konnte-doch-nichts-dafür-Gesicht. Denn lange wird es bestimmt nicht mehr dauern, dann wird es heißen: "Aber eigentlich war er ja Ausländer, der Führer: "...Nein, um Himmelswillen, wir hatten noch nie was gegen Ausländer!"

17 April 2007

das ist ja nett

da hat man einen blog und weiß es fast gar nicht mehr. worüber könnte ich denn mal schreiben? über meisner und seinen papst? ich finde das lustig, das er gesagt hat, er geht immer besser weg (vom benedikt) als er gekommen ist. ja mensch, wie tritt der denn dem papst unter die augen? und was sagt der denn dazu? wenn der herr meisner mir begegnen würde, geht er bestimmt immer so schlecht weg, wie er gekommen ist.
aber geht schlecht weg? sagt man doch eigentlich nicht. ein fleck geht schlecht weg, oder geschäfte. och ne, geschäfte gehen ja nur, oder sie laufen. aber weggehen oder weglaufen? das sagt man doch nicht. am besten trifft das mit dem weggehen ja doch beim fleck zu. auf der weste vom filbinger geht der fleck nicht so richtig weg, da kann der oettinger noch so sehr dran rumreiben. jetzt hat er den fleck einfach rausgeschnitten und denkt alles ist gut. ist das denn die möglichkeit? für den oettinger wäre es doch vielleicht gut gewesen, wenn er doch nach rom gefahren wäre. dann wäre er vielleicht.... aber ich will nicht spekulieren. und filbinger ist ja auch schon gestorben. meine oma sagte immer, wenn einer starb: "tja, wenn er sich verbessern kann!" siehste oma, ist doch was dran an der wiedergeburt. da kann man besser wiederkommen, als man weggegangen ist. aber so ein bisschen sollte man doch auch vorher schon dran arbeiten, man weiß ja nie, wer einem da so alles begegnet.

06 April 2007

klima? sowas haut rein!

Vorab, ich muss es zugeben, ich habe den Boxkampf zwischen Regina Halmich und Stefan Raab nicht gesehen. Insofern kann ich über die "sportliche" Qualität keine Aussagen machen. Bei dieser Art Volksbelustigung geht es aber sowieso um Einschaltquoten und nicht um Sport. Ca. 10 Millonen Menschen haben diesen Boxkampf gesehen. Und fast 20.000 Zuschauer waren in die Kölnarena gekommen: "Die 19.500 Zuschauer in der Kölnarena toben, als Stefan Raab mit einem acht Tonnen schweren Hotchkin-Panzer in die Halle fährt." Das schreibt der Sender Pro 7 in seiner Pressemitteilung. Ja, was soll man dazu sagen?
Vielleicht soviel: Der Untergang des Abendlandes ist durch solche Veranstaltungen nicht gefährdet. Eher das Gegenteil. Das ist das Abendland. Gnadenlos wird alles aussortiert und auf die "hinteren Plätze" verwiesen. "In die Fresse" ist gut für das Publikum. "Ich knipse Dir die Lichter aus" (O-Ton Stefan Raab)
Ich frage mich bloß, warum wir noch über das Klima streiten? Wen interessiert das denn wirklich? Klar, die "Klimawandel"-Quoten sind für die Medienmacher interessant und alternative Energien bekommen Aufwind. Das wiederum ist ja nicht per se schlecht. Es gibt viele junge und engagierte Menschen, die im Umgang mit neuen und alternativen Technologien Betätigungsfelder finden, die sinngebende Arbeit mit zukunftsträchtigen Ideen verbinden. Denn, ob Klimawandel oder nicht, Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien sind Zukunft. Auch wenn die selbsternannten Fachleute zu dem Schluss kommen, dass alles nicht so schlimm sei, weil der Atomkrieg ja schließlich auch nicht stattgefunden und überhaupt die Grünen und die 68er an der ganzen Misere überhaupt erst schuld sind, bleibt es doch ein Fakt, dass irgendwas in unserem Guten-Abend-Land nicht stimmt. Beispiele dafür gibt es genug. Gesundheitsprobleme, Allergien, Gammelfleischhändler - die ein paar Monate auf Bewährung bekommen - rechte Alt und Neunazis, die als clevere Werbestrategen und Rattenfänger den halben deutschen Michel um den Finger wickeln, dazwischen von spirituellem Geist inspirierte Zeitgenossen, die eine Nabelschau betreiben, dass es einen graust.
Nun bin ich eigentlich ja kein Pessimist, sondern ich glaube daran, dass es möglich ist, dass der Mensch, also auch ich, die Kraft in sich trägt, die Welt zu verändern.
Einer der wenigen Lichtblicke in dieser Abend-Landschaft ist vielleicht in der Frage nach dem Grundeinkommen zu entdecken. Diese Frage bringt Menschen zusammen an einen Tisch, die merken, dass es da etwas gibt, was wichtiger ist als Quote, etwas das wichtiger ist als "höher, schneller, weiter". An dieser Frage könnte sich eine soziale Stimmung entwickeln, die nach Ursachen fragt, nach Lösungen und aus dieser Frage die Möglichkeiten entwickelt, wirkliche Solidarität zu üben. Denn auch wenn einige sich schon als angekommen wähnen, ich bleibe dabei, dass das Leben ein riesiges Übungsfeld ist. Nicht um das Gutsein zu üben, oder zu üben, wie der Mensch sein Gutsein darstelle, sondern das Erkennen zu üben. Ein Erkennen davon, dass es so etwas wie Gut und Böse gibt. Man mag es auch falsch oder richtig oder auch nur rechts oder links nennen. Und dann, über nationale Schranken hinweg zu fragen, was der andere braucht. Das steckt für mich in der Idee des Grundeinkommens.

Der Boxkampf zwischen Halmich und Raab war Schwachsinn. Pathologisches Tun ohne Sinn und Verstand und ich wundere mich, dass wir es nicht als solches benennen, sondern noch Beifall klatschen. Aber vermutlich sind Halmich und Raab privat versichert und fallen den gesetzlichen Kassen und damit dem Gros der BürgerInnen nicht zur Last. Zum Arzt gehen sollten sie auf jeden Fall einmal.

02 April 2007

nachrichten aus der provinz

Liebste Tochter,
es stimmt, was Du da lesen musstest, ist ein unsägliches Geschwurbel über esoterische Eliten, dass es einem, wie Du sagst: "Die Schuhe auszieht und die Fußnägel hochrollt". Abgesehen von Deiner drastischen Wortwahl kann ich Deine Reaktion verstehen. Mir gegenüber bist Du aber in einer glücklicheren Lage. Denn Du kannst das sagen was Du denkst. Und das in dem Augenblick, in dem Du es für richtig hältst. Ich dagegen befinde mich in einer schwierigeren Lage. Im Gegensatz zu Dir stehe ich in relativ öffentlichen Räumen herum und wenn ich mich bewege, stoße ich schon hier und da mal an Andere, die genau wie ich in diesen öffentlichen Räumen agieren. Natürlich möchte man nicht als Nörgler dastehen. Oder als Besserwisser. Denn eins ist doch sonnenklar. Besser weiß es wirklich keiner. Was also ist zu tun? Ich habe mich entschlossen, nichts zu tun, meine Arbeit weiter zu machen und zu versuchen, meine eigene Entwicklung soweit in die Hand zu nehmen, dass es mir gelingt, die Dinge so zu benennen, wie sie sind. Dieser Brief könnte vielleicht ein Anfang sein.
herzliche Grüße
Papa