19 September 2006

blick über den jägerzaun

Ordnung muss sein und wenn noch Zucht dazu kommt, sind wir wieder wer. Zynismus? Ironie? Sarkasmus? Wir wollen ja nicht politisch werden aber was ist denn das für ein Zustand? Die NPD in Mecklenburg-Vorpommern mit 7,5% im Landtag. Was denken sich eigentlich die Wähler dieses rechts-nationalen Haufens? Genau, sie denken, dass die "etablierten" Parteien keine Alternative sind.
Die Gartenzwergmentalität dieser Leute reicht eben nicht weiter als bis zum Jägerzaun des wohlhabender erscheinenden Nachbarn. Denn das ist in Wahrheit der tiefere Grund an der Misere. Die Menschen wollen auch einen Jägerzaun. Sie wollen nicht freigesetzt oder arbeitslos werden. Sie möchten auch teilhaben an dem bunter Tralala, das sie tagtäglich durch ihren Fernseher vorgeführt bekommen. Sie möchten vom gejagten Freiwild der Behörden und Arbeitsagenturen zum Jäger werden. Und sie werden zum Jäger. Auf das, was nach der Meinung machtgeiler Alt- und Neu-Nazis schlecht läuft in "unserem Vaterland". Zum Beispiel auf alles was anders ist als sie selbst. Wozu, so fragen diese Hirnies, brauchen wir Ausländer? Was sollen wir mit Punks und Schwulen? Die Reihe ließe sich fortsetzen.
Was hat diese armen Schwachköpfe eigentlich soweit gebracht? Das kann doch nicht nur das Fernsehen, die Medien gewesen sein. Man mag, um mit Martin Walser zu sprechen, fast nicht mehr hinschauen, allerdings vor Ekel und nicht vor Scham. Ist das alles nur ein Traum? Werden wir plötzlich aufrecht im Bett sitzen und wenn das Licht angeht, ist alles wieder vorbei? Was sind das für Phänomene, wer kann sie erklären? Die eitlen Pfauen, die Sonntagsabends bei Sabine Christiansen sitzen, sonnen sich in ihrer Selbstverliebtheit und zeigen spätestens einen Tag nach ihrer Betroffenheits-Show (wie war ich heute, Mutti?) überdeutlich, das sie sich einen Dreck um die Belange der Menschen scheren. Niemand glaubt ernstlich, dass diese Kaffeekränzchen einer Bildungsbürger-Elite auch nur einen Hauch an der Misere ändern können. Schon beim Schreiben des letzten Satzes merke ich mein eigenes Dilemma. Wut, nicht Souveränität hat mir diesen Satz in die Finger diktiert. Der Ärger über den Zustand, in dem sich unser Land befindet, drückt sich aus in dem Gedanken, dass man ja sowieso nichts machen kann.
Diese Menschen, die den Parolen von Demagogen hinterherlaufen und damit dem vermeintlich besseren Waschmittel, sind zu bedauern, aber es hilft nichts, nur Beharrlichkeit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die eigene Kraft kann diesen Zustand ändern. Was ist Freiheit? Sie haben es scheinbar nicht begriffen. Wir denn?