12 August 2006

my blog ist mein schublädchen

Frieden durch Waffengewalt? Ein Blick in ein ganz normales Fußballstadion zeigt, das eine "sportliche" Begegnung nur durch die Präsenz starker Polizeikräfte durchgeführt werden kann. Vom Bahnhof bis zum Stadion eine andauernde Überwachung durch Polizei und Ordner. Der Bürger steht daneben oder auch mitten darin und fühlt sich sicher. Auch Kameras und Video-Überwachung in großem Stil werden uns nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, die wir im übrigen schon hinter uns haben, nicht weiter stören. Unser Vertrauen in die Allmacht des Staates ist, jedenfalls in dieser Beziehung, weitgehend unerschütterlich.
Wie sieht es auf der Autobahn aus? Dort werden wir zum Krieger, zum Jäger und Gejagten. Aber einmal andersherum: welchem Autobahn-Lichthupen-Hooligan würde es einfallen, seinem Vordermann einen Tritt in den Hintern zu geben, wenn er in der U-Bahn nicht schnell genug aussteigt? Die Nähe schafft Distanz, die Nähe schafft Frieden. Zugegeben eine gewagte These. Aber ein Mantel aus Blech und Stahl verleiht dem Menschen ein Gefühl von Sicherheit, aus dem heraus ihm der Gedanke, dass Autofahren auch etwas mit Frieden zu tun haben könnte, als absurde Idee erscheint. Diese Einstellung und das Wissen um diese Verhaltensweisen macht es Waffenproduzenten leicht, ihre "Waren des täglichen Bedarfs" unter die Leute zu bringen. Denn im Inneren haben wir ein tiefes Bedürfnis nach Sicherheit.
Befriedigt wird dieses Bedürfnis unter anderem auch durch die tägliche Berichterstattung durch die Massenmedien Zeitung und Radio/Fernsehen mit geringem Fakten und Hintergrundanteil. So genau will man es eigentlich gar nicht wissen. Es reicht manchmal schon, auf der "richtigen" Seite zu sein. Da haben wir Deutschen es natürlich nicht ganz leicht. Schnell wird der eine oder andere um die Achse des Bösen gewickelt. Mir geht es manchmal gegen den Strich, was die Verfechter der Achse des Guten, z.B. Henryk M. Broder so an zynischen und menschenverachtenden Kommentaren im Internet veröffentlicht. Allerdings stelle ich dann auch fest, dass eine objektive Beurteilung durch eine im ersten Moment auftretende Irritation über Stilfragen erschwert wird. Und vor dieser Falle bin auch ich nicht gefeit. So genau will man es dann doch nicht wissen. Festzustellen ist aber: Das Internet ist ein bisschen wie Auto. "My Blog ist mein Kästchen". Ersatzweise auch Schublade. (Nun komm mir keiner und sage: es heißt "castle". Ich weiß das!)
Zwischendurch lese ich im Goetheanum einen Artikel von Andreas Laudert über das anthroposophische Schreiben. Wie recht er doch hat. Und ich muss zugeben, mir erscheint plötzlich die Frage, was ich eigentlich mit meinen Worten sagen wollte. Wie war das noch mit dem Distanzierungs-Artikel von Ravagli neulich? Ist es richtig oder falsch, was ich mir hier abstammele? Ich werde nochmals über meine Worte nachdenken. Ich werde sie prüfen auf Gültigkeit und Wahrhaftigkeit. Ich muss das tun, ich komme nicht umhin, mein Denken dieser Frage zu widmen. Also: bis später!