06 Juni 2006

iadm

Zur Zeit findet man im Internet hin und wieder das Stichwort IADM (Internationale Assoziation Deutschsprachiger Medien). Zumeist unter dem Hinweis auf nachrichten und - geheimdienstliche Aktivitäten. Die Verquickung der IADM mit dem BND sind dokumentiert im Buch von Erich Schmidt-Eenboom (Undercover. Der BND und die deutschen Journalisten. Köln 1998).
Die IADM (Internationale Assoziation Deutschsprachiger Medien), wurde nach Ansicht verschiedener Beobachter vor Jahrzehnten als Tarnorganisation des Bundesnachrichtendienstes gegründet. Die Gründer waren seinerzeit an verantwortlicher Stellen bei der Deutschen Welle tätig. Bereits zu Beginn der neunziger Jahre allerdings war dieser Verein zur Bedeutungslosigkeit verkommen, repräsentiert durch eine Alte-Herren-Riege, die sich durch den Verlust ihrer Medien-Bedeutung noch ein bißchen Reputation verschaffen wollten. Nach Auffassung von Insidern stellte sich heraus, daß es mehr die persönlichen Vorteile und die oben beschriebene Geltungssucht war, die die Aktivitäten dieser Organisation beherrschten. Den offiziellen staatlichen Stellen schien dieser Verein eher suspekt und peinlich zu sein. Immer mal wieder unternommene Versuche seitens des Präsidiums, den Verein stärker durch den Bund fördern zu lassen, scheiterten regelmäßig. Von einer staatlichen Förderung für technische Ausrüstung, wie „investigative“ Kollegen schreiben, konnte jedenfalls keine Rede sein.
Es gab damals Mitglieder, die die Idee eines Netzwerkes zur Förderung von Begegnungen mit anderen Menschen interessant fanden und die an Möglichkeit eines ernsthaften Austausches mit ausländischen Medien unter einem kulturellen und nicht primär unter einem wirtschaftlichen Gesichtspunkt glaubten. Diese Ansicht war allerdings naiv und ganz sicher haben sich einige der Mitglieder durch die vermeintliche Bedeutung dieses Vereins blenden lassen. Die Mitgliederliste las sich dementsprechend, sogar Dieter Thomas Heck ist Mitglied dieses Vereins (gewesen?). Ein sehr bekannter Kölner Journalist trat allerdings vor einigen Jahren aus, nicht zuletzt durch das Bekanntwerden der Verbindungen zum BND in den Anfangsjahren des Vereins und wegen des Umgangs mit diesem Thema in den neunziger Jahren. Wie Schmidt-Eenbohm in seinem Buch schreibt, arbeitete die IADM ab Mitte der achtziger Jahre ja auch "satzungsgemäß".
Kontakte zu ausländischen Medien wurden damals durch den sogenannten IMD (Internationaler-Medien-Dienst) geknüpft, gepflegt und aufrechterhalten, bestand aber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, überwiegend aus dem Zusammenmix von Pressemitteilungen potentieller Sponsoren, die allerdings in den meisten Fällen noch nicht mal welche waren. Journalistisch gesehen war diese Publikation eher eine Katastrophe, was auf den Sitzungen des Vorstandes auch in den regelmäßigen Auseinandersetzungen der einzelnen Autoren deutlich wurde. Journalistische Kompetenz war jedenfalls nicht die herausragende Eigenschaft der meisten Autoren. Die Kontakte zu ausländischen Radiostationen waren eher sporadisch bis auf den Wochenbericht, der jeweils Samstag telefonisch zu SBS-Radio in Melbourne abgesetzt wurde. Daneben gab es eher lose Kontakte zum Deutschen Programm in Windhoek, Namibia, sowie zu einigen amerikanischen Deutschprogrammen, die allerdings thematisch eher nicht in die Kategorie "Geheimdienstaktivitäten", sondern in die Kategorie "Gemutlichkeit" einzuordnen waren. Die Verbindungen zu dem VDA, der damals noch "Verein für das Deutschtum im Ausland hieß, waren ebenfalls nur sporadisch und ohne nennenswerte Bedeutung für die Arbeit des Vereins.
Die Mitglieder der IADM, falls es diese Organisation als Verein noch gibt, dürften inzwischen weitgehend den Status von Altenheimbewohnern erreicht haben.
Mitte der neunziger Jahre trat eine "Konkurrenz-Organisation" auf den Plan, die Internationale Medienhilfe (IMH). Diese bestand zu jener Zeit, und vermutlich auch heute noch, aus einem gewissen Herrn A., der damals versuchte, den Eindruck einer Riesenorganisation zu vermitteln, was aber angesichts einer Postfachadresse in Hennef, seinem Wohnort, nicht so ganz glaubwürdig erschien. Von der IADM wurden seine Aktivitäten zu Beginn argwöhnisch zur Kenntnis genommen, und anläßlich einer "Welt-Tagung" der IADM wurde er gar des Saales verwiesen, weil er sich uneingeladen dort befand. Herr A. erweckte den Eindruck eines gewieften Geschäftsmannes, dem die Anliegen, die andere zu jener Zeit umtrieben, nämlich die kulturellen Aspekte eines Medien-Netzwerkes , nicht so wichtig erschienen und der seine Aktivitäten eher auf wirtschaftlichem Gebiet angesiedelt sah.
Inzwischen bezeichnet sich die Internationale Medienhilfe, bzw. der "Weltverband deutschprachiger Journalisten", ungeniert als die Nachfolge-Organisation der IADM, was aber nach unseren Informationen nicht sein kann. Eher wird vermutet, dass die IMH eine Postfachfirma ist, die hauptsächlich mit den Adressen der deutschsprachigen Medien im Ausland ihre Geschäfte macht, jungen Menschen Praktikumsplätze in Aussicht stellt und sich natürlich für kostenpflichtige Infos bezahlen läßt. Daneben führt sie "Welt-Kongresse" durch, die eine Menge heiße Luft verbreitet, aber ansonsten keine und schon gar keine journalistische Bedeutung hat. Über Geheimdienst-Aktivitäten lässt sich nichts sagen, Beobachter vermuten, dass die Kontakte mit Bundeswehrorganisationen sicherlich nicht aus der Luft gegriffen sind, die ersten "Medienkongresse" wurden ja auch in Strausberg abgehalten. Inzwischen gibt es auch das MUSIK-EXPORTBÜRO und den WDJ (Weltverband deutschsprachiger Journalisten). Alle diese Organisationen sind ausschließlich unter der o.g. Postfachadresse zu erreichen. Die Internetseite des WDJ spricht allerdings nicht unbedingt für die aktuelle Bedeutung dieses Verbandes. Die aktuellste Eintrag unter Meldungen stammt aus dem Jahr 2000 und ist ein offener Brief an den damaligen Kanzler Gerhard Schröder. Gute Nacht.
Herr A. ist inzwischen auch im Vorstand des "Vereins Deutsche Sprache VDS", wo er seriös und staatstragend von der Internetseite des Vereins herunterlächelt. Wenn man sich allerdings vorstellt, was man mit den Adressen dieses Vereins......
Seitens der IMH ist immer wieder versucht worden, durch den Zusammenschluss mit der IADM den Status einer gemeinnützigen Organisation zu erhalten. Dieses ist allerdings offensichtlich nicht gelungen.
Das Musikexportbüro, eine Abteilung der IMH, erhebt den Anspruch, führende Organisation auf diesem Gebiet zu sein, der Chansonnier und Barde Reinhard Mey ist der Schirmherr des Büros, zu vermuten ist, dass ihn die Aktivitäten des Vereins nicht weiter interessieren, es ist ja auch nichts gegen die deutsche Sprache einzuwenden und der Weltverband der deutschsprachigen Journalisten, na ja. Außer einer Postfach-Adresse und einer Telefonnummer gibt es jedenfalls auf keiner der vielen Internet-Adressen mit dem Bezug auf die o.g. Vereine und Weltverbände weitere Adressen, die auf eine größere Organisation schließen lassen.
Insgesamt scheint die Bedeutung der Informationen über den Verein IADM sowie die IMH wesentlich zu hoch gehängt zu sein. Die investigativen Recherchen in diese Richtung rufen bei Kennern der Materie eher ein Schmunzeln hervor, wenn darüber gelesen wird. Und den Kollegen von "german-foreign-policy" möchte man zurufen: Haben wir eigentlich nichts Besseres zu tun?